Brexit hat relativ geringe Auswirkungen auf heimische Wirtschaft
Kern, Mitterlehner und Schelling auf Ökonomie bezogen wenig
besorgt - IHS und Wifo bleiben bei bisherigen
Wachstumsprognosen - Bankenexperten etwas kritischer -
ATX-Werte klar im Minus
Das Votum der Briten für einen EU-Austritt sorgt in
Österreich auf die Wirtschaft bezogen nicht für große Sorgenfalten.
Dies obwohl Großbritannien der achtgrößte Abnehmer von heimischen
Exporten ist. Im Vorjahr wurde mit den Briten ein Handelsüberschuss
von 1,7 Mrd. Euro erzielt. Für Österreich seien aber keine großen
wirtschaftlichen Folgen zu erwarten, so Bundeskanzler Christian Kern
(SPÖ).
Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) sagte im APA-Gespräch,
dass der Ausstieg der Briten aus der EU (Brexit) "nicht von heute
auf morgen" geschehe, sondern je nach Ablauf ein bis zwei Jahre
vergehen werden. "Ich bin überzeugt, dass am Ende ein
Handelsabkommen ähnlich jenem der EU mit der Schweiz stehen wird."
Die zukünftigen wirtschaftlichen Beziehungen nach dem Abschied aus
der Union würden "sowohl im Sinne Großbritanniens als auch im Sinne
der EU" geregelt werden.
Aus Sicht von Wirtschaftsminister und Vizekanzler Reinhold
Mitterlehner (ÖVP) werde es sich das Vereinigte Königreich bei einem
Exportanteil von rund 50 Prozent in Richtung EU und umgekehrt nicht
leisten können, sich vollkommen abzuschotten. "Trotz der aktuellen
Belastung des Wirtschafts- und Investitionsklimas sollten die
Konsequenzen daher mittelfristig beherrschbar sein", so der
ÖVP-Chef.
Jedenfalls sehen IHS und Wifo keinen Grund, ihre gestern
veröffentlichten Wirtschaftsprognosen zu überarbeiten. Die direkten
Effekte eines Ausscheidens Großbritanniens aus der EU auf die
österreichische Wirtschaft werden "relativ gering" sein, sagte
IHS-Konjunkturexperte Helmut Hofer zur APA.
Auch Wifo-Chef Karl Aiginger sieht nur kleine Auswirkungen auf
Österreich. IV-Chefökonom Christian Helmenstein sieht ebenso nur
minimale Effekte in Österreich. Sollte die britische Wirtschaft in
die Rezession rutschen, würde man dies bei den Ausfuhren aus
Österreich aber schon spüren.
Sehr wohl aber überarbeiten Bank Austria, Erste Group und
Raiffeisen ihre Prognosen in Reaktion auf die britische
Brexit-Entscheidung. "Wir werden für Österreich für 2017 zumindest
um einen halben Prozentpunkt nach unten gehen - von 1,5 auf 1,0
Prozent, alleine aus der Unsicherheit heraus", sagte
Bank-Austria-Chefanalyst Stefan Bruckbauer am Freitag zur APA.
Bedeutende Auswirkungen seien in Österreich erst ab dem vierten
Quartal 2016 und dann 2017 zu erwarten.
Die Auswirkungen für Österreich werden "eher verhalten" sein,
sagte Erste-Chefanalyst Friedrich Mostböck auf Anfrage der APA.
"Aller Voraussicht nach" wird die Erste ihre Prognose für das
Wachstum in Österreich im Jahr 2016 nur von 1,5 auf 1,4 Prozent
zurücknehmen, 2017 dürften es dann 1,5 statt bisher erwarteten 1,7
Prozent Plus sein.
Im heimischen Leitindex ATX hat es am Freitag aber massive
Einbrüche gegeben. Alle ATX-Werte waren zu Mittag im Minus. Die
negativen Spitzenreiter brachen um mehr als zehn Prozent ein:
Wienerberger lag gegen 13 Uhr bei minus 13 Prozent, die Erste bei
minus 11,6 Prozent und Zumtobel bei minus 11,3 Prozent.
(Schluss) phs/kre
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