VW-Dieselskandal - ÖAMTC: Nachrüstung darf keine Nachteile bringen
Autofahrerklub plant Vorher-Nachher-Tests in Österreich -
Volkswagen räumt Abgas-Manipulation mittlerweile auch für
Europa ein
Die vom Volkswagen-Konzern wegen der
Dieselabgas-Manipulationen angekündigten technischen Nachrüstungen
bei den betroffenen Fahrzeugen dürfen aus Sicht des ÖAMTC den
Autofahrern keine Nachteile bringen, "insbesondere bei Leistung und
Verbrauch". Deshalb will der heimische Autofahrerklub "zufällig
ausgewählte Fahrzeuge vorher und nachher auf Herz und Nieren
überprüfen", hieß es am Donnerstag.
"Wenn die Aussagen von VW zutreffen, dass die Nachbesserung auf
Verbrauch und Leistung keinen Einfluss haben wird, sollte bei den
Tests vor der Nachbesserung danach dasselbe Ergebnis herauskommen",
erklärte Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung,
in einer Aussendung.
Die Vergleichsmessungen werde der Autofahrerklub auf jeden Fall
vornehmen, auch wenn andere Länder ähnliche Überprüfungen
durchführen. Schließlich habe der neue VW-Konzernchef Matthias
Müller selbst erläutert, dass der betroffene Motor EA 189 je nach
Land in Kombination mit verschiedenen Getrieben und diversen
länderspezifischen Auslegungen verbaut sei. "Es macht daher Sinn,
österreichische VW-Fahrzeuge separat zu testen", so Wiesinger. Man
werde 2016 testen und das Ergebnis publizieren. Laut Volkswagen sind
in Österreich rund 363.000 Autos betroffen.
Volkswagen hat offenbar auch in Europa Abgaswerte manipuliert.
Der Autobauer habe auf Anfrage eingeräumt, dass er die mittlerweile
berüchtigte Abschaltsoftware auch in Europa eingesetzt habe, um
Diesel-Emissionswerte zu manipulieren, berichteten am Donnerstag
"ARD" und "Süddeutsche Zeitung" (SZ). Man wisse jetzt, dass die
Software sowohl das Testverfahren in den USA als auch in Europa
erkenne, gab die SZ eine schriftliche Stellungnahme von VW wieder.
Auf Anfrage räumte Volkswagen laut Reuters ein, die in
Diesel-Fahrzeugen eingebaute Software könne theoretisch eine
Testsituation erkennen und die Schadstoff-Emissionen verringern. Ob
und wie weit diese Software tatsächlich unerlaubt eingreife, werde
aber noch geprüft, schränkte der Konzern ein. "Auch ist rechtlich
noch unklar, ob es sich überhaupt um eine verbotene
Abschalteinrichtung im Sinne der europäischen Normen handelt."
Bisher hatte VW nur eine gezielte Manipulation in den USA
zugegeben, wo der Skandal durch die Umweltbehörde EPA öffentlich
wurde. Im September hatte der Konzern mitgeteilt, bei weltweit rund
elf Millionen Fahrzeugen mit Motoren des Typs EA 189 seien
"auffällige Abweichungen" zwischen Abgaswerten auf dem Prüfstand und
auf der Straße festgestellt worden. Dabei hatte es geheißen, bei der
Mehrheit dieser Fahrzeuge sei die Software zwar installiert, aber
nicht eingeschaltet.
Inzwischen gehe man bei VW einen großen Schritt weiter und räume
ein, auch in Europa mit der fraglichen Software gearbeitet zu haben,
so die "SZ". Man habe "die Abgasnachbehandlung dort durch die
Software offenbar gezielt zurückgefahren" - und zwar "immer dann,
wenn kein Prüfstand erkannt wurde", zitierte die Zeitung einen nicht
näher genannten VW-Sprecher.
(Schluss) sp/ivn
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