OMV-Chef Seele: "Dauerkampf gegen Produktions- und Reserven-Rückgang"
"Cash ist die erste Priorität unserer Strategie" - Gasmarkt
derzeit überversorgt, aber langfristige Erholung kommt
bestimmt - "Sind bei niedrigen Ölpreisen nicht
wettbewerbsfähig" - BILD
Die OMV befindet sich derzeit in einem "Dauerkampf
gegen den Produktions- und Reserven-Rückgang", daher habe Cash die
oberste Priorität in der OMV-Strategie, sagte Vorstandschef Rainer
Seele am Mittwoch bei der Hauptversammlung in Wien.
Der Ölpreis werde heuer voraussichtlich um 40 Dollar pro Fass
pendeln, eine Entlastung sei angesichts der Zerstrittenheit der
großen Ölproduzenten nicht in Sicht, meinte Seele. "Es wird weiter
auf hohem Niveau produziert, das geht an die Preise." Daher bestehe
für die OMV in ihrer jetzigen Verfassung Handlungsbedarf. "Wir haben
zu hohe Kosten im Upstream-Bereich und sind bei niedrigen Ölpreisen
nicht wettbewerbsfähig."
Auch der weltweite Gasmarkt sei derzeit überversorgt, "das macht
Erdgas zum Billigprodukt", sagte Seele. Langfristig werde es aber
eine Erholung geben, denn die Gasproduktion in Europa sei rückläufig
und der Importbedarf werde steigen.
Das Dilemma der OMV derzeit: Während sich die Kämpfe im Jemen und
in Libyen auf die OMV-Produktion und ihre Ergebnisse negativ
auswirken würden, habe die Geopolitik keine Auswirkung auf die
Preise. Einige der Produzentenländer könnten beim aktuellen Ölpreis
ihre Haushalte nicht mehr decken.
Man werde diesen Problemen auf mehreren Ebenen begegnen, sagte
Seele. Einerseits werde man die Investitionen heuer weiter massiv
zurückfahren, andererseits sollen auch die Konzernkosten insgesamt
spürbar gesenkt werden. Gleichzeitig will man durch die Veräußerung
nicht strategischer Assets zu Geld kommen. Dazu gehören der Verkauf
von bis zu 49 Prozent an der Gas Connect Austria und bis zu 100
Prozent am türkischen Tankstellennetz OMV Petrol Ofisi.
"Die Gas Connect Austria ist eine Attraktivität für
Finanzinvestoren", pries Seele die Gasleitungs-Tochter an. Für die
OMV limitiere jedoch die Regulierung durch die EU den
unternehmerischen Einfluss und die strategische Relevanz des
Unternehmens. Man werde aber die Mehrheitsbeteiligung und damit die
Kontrolle über die Gas Connect behalten. Die Petrol Ofisi wiederum
sei Marktführer in Europas einzigem Wachstumsmarkt, sie sei aber für
die OMV strategisch isoliert und "in einem regulatorisch schwierigen
Umfeld".
Dem Problem schwindender Reserven will Seele u.a. mit dem
geplanten Assets-Swap mit dem russischen Gazprom-Konzern begegnen.
"Neue zentrale Entwicklungsregion für uns ist Russland." Der
zusätzliche Charme des Deals für die OMV bestehe darin, dass man
dafür wenig Cash benötige.
Hohe Priorität hat für Seele auch das Pipeline-Projekt Nord
Stream 2, "das ein Gewinnbringer wird", weil man für die
Bereitstellung der Kapazität bezahlt werde und nicht für die
transportierten Gasmengen.
Vom Rat der Umweltschutz-Organisation Greenpeace, aus dem Öl- und
Gasgeschäft auszusteigen, weil dem Unternehmen sonst der
wirtschaftliche Untergang und seinen Aktionären hohe Verluste
drohten, hält Seele offensichtlich nichts: "Öl und Gas haben
Zukunft, daran ändern auch die aktuellen Turbulenzen an den Öl- und
Gasmärkten nichts."
Auch die regelmäßigen Warnungen der irankritischen Plattform
"Stop the Bomb" vor einem drohenden Reputationsverlust für die OMV
durch das angekündigte Iran-Engagement beeindrucken den OMV-Chef
nicht. Man wolle eine "stabile Verankerung" der OMV im Iran
erreichen und dort die Entwicklung von Ölfeldern prüfen.
(Forts.) ivn/sp
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