Immofinanz hofft auf stabileres Russland - "Sehen etwas Beruhigung"
CEO: Haben Shopping-Center-Mietern dort bisher ein Drittel
erlassen - Rubel-Verfall belastet Retailer bei deren hohen
Importen - Konzernstruktur-Pläne zur Aktivierung gebundener
Rücklagen
Die Immofinanz AG, deren Immo-Vermögen zu einem
Viertel in Russland liegt und das auch zuletzt wieder in der Bilanz
abgewertet werden musste, hofft auf stabilere Verhältnisse in dem
Land - abhängig sei das aber von der dortigen Politik, meinte CEO
Oliver Schumy am Freitag im Bilanzpressegespräch. "Derzeit sehen wir
etwas Beruhigung, der Druck hat nachgelassen", sagte er.
"Bleibt der Rahmen gleich, erwarten wir bis Herbst eine stabilere
Phase", erklärte der Unternehmenschef. Auch ganz neue
Russland-Projekte seien bei einer Beruhigung der Lage wieder
denkbar. Auch andere würden sogar derzeit dort investieren, verwies
der CEO auf ein Großvorhaben von Ikea.
Die Immofinanz verfügt über fünf Shopping-Center in Moskau, laut
Schumy repräsentieren diese immerhin 6 bis 7 Prozent aller dortigen
Retail-Flächen. Den Center-Mietern müsse man jedoch in der
schwierigen Situation in der Regel mit temporären Mietreduktionen
entgegenkommen, die jeweils quartalsweise vereinbart würden. Bisher
habe man den dortigen Mietern circa ein Drittel der Mieten erlassen,
sagte der Konzernchef. Dennoch ist auf längere Sicht - seit Frühjahr
2014 - der Auslastungsgrad der Immofinanz in Russland von 97 auf 89
Prozent gesunken, habe zuletzt aber eine stabile Entwicklung
aufgewiesen.
In Bedrängnis seien die Retail-Mieter in Russland, weil durch die
laufende Rubel-Abwertung deren Einkäufe teurer würden, sie aber 60
bis 65 Prozent ihrer Waren importieren müssten. Zudem würden die
Mieten in US-Dollar abgerechnet, was in Rubel die Kosten automatisch
erhöhe. "Die Mieter unterstützt man in einer solchen Situation", so
Schumy. Die Mietverträge laufen seinen Angaben zufolge bis 2019.
Die Immofinanz-Immobilien in Russland haben per 30.4. binnen
Jahresfrist um 10,2 Prozent an Wert verloren, hieß es am Freitag in
einer Unternehmenspräsentation. Im Geschäftsjahr davor hatten die
Buchwerte demnach lediglich um 1,5 Prozent nachgegeben. Die Probleme
in Russland und mehrere andere Faktoren hatten 2014/15 das
Konzernergebnis von 72,0 Mio. Euro Gewinn 2013/14 auf nunmehr 361,4
Mio. Euro Verlust gedrückt.
Wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Situation im Land seien
die Buchwerte der fünf Russland-Immobilien um 11,9 Prozent (oder
163,1 Mio. Euro) von 1,537 auf 1,375 Mrd. Euro reduziert worden,
hieß es am Freitag. Die Russland-Mieterlöse (like-for-like)
schrumpften 2014/15 um 22,2 Prozent auf 127,2 (163,5) Mio. Euro.
Nach wie vor sei die Retail-Rendite in Russland aber "höher als bei
uns", so Schumy. Die Russland-Bruttorendite für 2014/15 wird mit 9,3
Prozent beziffert (nach 10,6 Prozent in der Vorperiode), für die
Bestandsimmobilien der gesamten Gruppe mit 7,3 (7,9) Prozent; die
Sparte Retail wies dabei 8,6 (9,4) Prozent Bruttorendite auf, nur
noch übertroffen von der Logistik (9,1 nach 9,8 Prozent).
Um "möglichst rasch die strukturelle Dividendenfähigkeit und
damit eine nachhaltige Ausschüttungspolitik" zu gewährleisten will
Schumy an der Konzernstruktur schrauben. Um Zeit dafür zu gewinnen,
verschob die Immofinanz die für 30. September geplante
Hauptversammlung auf 1. Dezember. Denn die Evaluierung und
Ausarbeitung verschiedener Optionen dauere acht bis zehn Wochen, so
der CEO, und man wolle die Aktionäre nicht zweimal laden. Die noch
nicht näher genannten Maßnahmen beziehen sich auf die
"Kapitalstruktur der Einzelgesellschaft", konkret auf gebundene
Rücklagen, die seinerzeitig durch die Fusion von Immofinanz und
Immoeast entstanden sind. "Das ist ein Historikum, das wir aus der
Sanierung geerbt haben. Die gebundenen Rücklagen stammen aus der
damaligen Zusammenlegung", so Schumy. Die Frage laute nun: "Wie
wandelt man die hohen gebundenen Rücklagen um?"
Die Immofinanz-Aktien präsentierten sich am Freitag an der Wiener
Börse nach den Bilanzzahlen sehr fest. Mit einem Plus von 3,54
Prozent auf 2,313 Euro kurz nach 13 Uhr waren die Titel gut
unterwegs. Der ATX lag zugleich 0,54 Prozent im Plus.
(Schluss) sp/tsk
ISIN AT0000809058
WEB http://www.immofinanz.com