Roiss: "Europa braucht Gasautobahnen"
OMV-Chef: "Iran wird politisch und wirtschaftlich wieder
integriert werden" - Scheitern der MOL-Übernahme "im
Nachhinein gar nicht so schlecht"
Das Gaspipeline-Projekt Nabucco zählt zu den Flops
in der Bilanz des scheidenden OMV-Chefs Gerhard Roiss nach 17 Jahren
im Vorstand des Unternehmens. Aber irgendeine Pipeline wird kommen
müssen, ist Roiss überzeugt. "Europa braucht ausreichend gemeinsame
Gasautobahnen, um Gas in die Märkte zu bringen."
"Da sehe ich auch ein Versagen Europas", sagte Roiss am Dienstag
im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. Europa müsse umdenken
und in Infrastruktur investieren. "Glauben Sie nicht, dass ein
Privater in der Lage sein wird eine Pipeline zu bauen. Das kann
immer nur ein Konsortium sein. Da muss die EU in Equity hineingehen
und bereit sein, das zu tun."
Es gebe viele Projekte und man werde irgendetwas bauen, "aber die
politischen Spieler sind heute nicht in der Lage, ein gemeinsames
Projekt zu realisieren". Auch für die privaten börsennotierten
Unternehmen sei es schwierig, in dieser Region zu investieren. "Aber
ich bin optimistisch, irgendwann wird sich die Vernunft durchsetzen,
sagte Roiss. Er gehe davon aus, dass in den nächsten Monaten ein
Abkommen mit dem Iran zustande kommen werde. "Ich gehe davon aus,
dass Iran wieder politisch und wirtschaftlich integriert wird", und
die OMV sei darauf vorbereitet. Die Nabucco sei ja ursprünglich auch
im Hinblick auf iranisches Gas geplant gewesen, betonte Roiss, "auch
aus politischen Gründen sind wir dann gescheitert".
Zu den Flops während seiner Zeit bei der OMV zählt Roiss auch den
Versuch einer Fusion mit dem Verbund und aus heutiger Sicht auch die
strategische Entscheidung, in Gaskraftwerke zu investieren. Nicht
geglückt sei auch eine Übernahme des ungarischen Mitbewerbers MOL
oder der kroatischen INA. "Wenn Sie mich da fragen, aus heutiger
Sicht - ich habe kein weinendes Auge. Im Nachhinein ist so mancher
Misserfolg gar nicht so schlecht."
"Der wesentliche Schritt in der ganzen Entwicklung der OMV war
die Übernahme der Petrom", sagte Roiss, "das hat das Unternehmen zu
dem gemacht, was es heute ist". "Hätten wir die Petrom nicht, wäre
es sehr schwierig, wirtschaftlich in Zeiten wie diesen zu bestehen."
Ein wichtiger Schritt sei auch der Einstieg in die türkische Petrol
Ofisi gewesen.
"Sehr stolz" sei er auch auf die große Akquisition in der
Nordsee, sagte Roiss. Man produziere dort mittlerweile 50.000 Fass
pro Tag. Innerhalb der nächsten zehn Jahre soll die Produktion dort
auf rund 80.000 bis 100.000 Fass pro Tag ausgebaut werden.
(Schluss) ivn/gru
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