Die Raiffeisen Bank International (RBI) hält am
geplanten Verkauf ihrer polnischen Tochtergesellschaft Polbank fest,
will sich aber dabei nicht drängen lassen. Man wolle die Bank
verkaufen, aber nicht unter allen Umständen und nicht zu jedem
Preis, so RBI-Chef Karl Sevelda heute bei der Bilanzpressekonferenz.
In Russland wird nach einem guten Ergebnis heuer weniger Gewinn
erwartet.
Der Transformationsprozess mit Stärkung der Kapitalquoten und
Umstrukturierungen schreite voran, so die RBI. Das laufende
Restrukturierungs- und Kostenprogramm wird wie berichtet maximal 550
Mio. Euro kosten, 88 Mio. Euro davon seien im Vorjahr gebucht
worden, hieß es heute.
Bei der Polbank will man heuer 500 der insgesamt rund 5.100
Stellen streichen. In der Ukraine will man auf 7.000 Mitarbeiter und
500 Filialen kommen. Ende 2015 lag die Beschäftigtenzahl noch bei
knapp über 9.600, die Zahl der Geschäftsstellen bei 578. Die
Mitarbeiterzahl werde in dem einen oder anderen Land angepasst, in
anderen Ländern wachsen, so Sevelda. Im Head-Office in Österreich
beschäftige man rund 1.800 Mitarbeiter. Auch hier werde man heuer
und im kommenden Jahr weitere Kostenmaßnahmen setzen, hoffe
allerdings, dass man dies mit der natürlichen Fluktuation
bewerkstelligen könne.
In der RBI insgesamt sank die Mitarbeiterzahl
(Vollzeitäquivalente) um 2.304 auf 54.092, wobei es laut
Geschäftsbericht die größten Rückgänge in der Ukraine (minus 1.186),
Russland (minus 412) und Ungarn (minus 284) gab.
Im Polen halte man an den Verkaufsplänen fest, wenngleich dies
nicht leicht gemacht werde, so Sevelda. Zur Erfüllung des Ziels
einer harten Kernkapitalquote (CET1 Ratio, fully loaded) von
mindestens 12 Prozent brauche man den Verkauf nicht, betonte
Vorstand Martin Grüll. Hingewiesen wird von der RBI auf Gegenwind -
politisches Umfeld, Frankenkredite und geplante Bankensteuer. Man
sehe sich aber nicht unter Zeitdruck, den Verkauf in den nächsten
Wochen und Monaten über die Bühne zu bringen. Es seien Maßnahmen im
Retailbanking eingeleitet und neue Produkte eingeführt worden, so
Sevelda. Damit verbessere sich auch der Wert der Bank. Das
Frankenportfolio will man abspalten. Der Zeitpunkt eines eventuellen
Börsengangs sei von den Marktbedingungen abhängig, so die RBI, die
sich gegenüber der polnischen Aufsicht verpflichtet hat, mindestens
15 Prozent der Polbank an die Börse zu bringen.
In der Region Osteuropa - Russland, Weißrussland, Ukraine und
Kasachstan - sei das Ergebnis trotz einer tiefen Rezession deutlich
gestiegen, so Sevelda. In Russland habe man im Vorjahr trotz
Gegenwind gute Ergebnisse erzielt. Der Gewinn nach Steuern betrug
387 (326) Mio. Euro, davon kamen 69 Mio. Euro aus dem Verkauf des
Pensionsfondsgeschäftes. Die risikogewichteten Aktiva (RWA) lagen zu
Jahresende bei 7,7 Mrd. Euro, nach 8,3 Mrd. Euro 2014. Ausgestiegen
sei man beispielsweise aus der Autofinanzierung. 26 Geschäftsstellen
wurden geschlossen. Auch heuer erwarte die RBI eine ordentlichen
Gewinn, der aber konjunkturbedingt aller Wahrscheinlichkeit nach
niedriger ausfallen werde. "Russland ist und bleibt ein
außerordentlich wichtiger Markt", betonte Sevelda.
In der Ukraine wurde der Verlust nach Steuern auf 85 Mio. Euro
reduziert, nach 290 Mio. Euro 2014. Profitiert habe man dabei von
deutlich niedrigeren Wertberichtigungen. Abgeschlossen wurde im
Vorjahr der Einstieg der Europäischen Bank für Wiederaufbau und
Entwicklung (EBRD), die nun 30 Prozent hält.
Im Segment Zentraleuropa (Tschechien, Slowakei, Ungarn) wurde
laut Geschäftsbericht ein Gewinn nach Steuern von 244 Mio. Euro
erzielt, nach einem Verlust von 200 Mio. Euro im Jahr 2014. In
Ungarn wird ein Nachsteuergewinn von 18 Mio. Euro ausgewiesen, nach
einem Verlust von 398 Mio. Euro 2014. Der Umbau sei weitestgehend
abgeschlossen, ein besonderer Schwerpunkt liege künftig auf dem
Firmengeschäft, so die RBI
In Tschechien ist Anfang März der Verkauf der Direktbank Zuno an
die russische Alfa-Bankengruppe geplatzt. Die ABH Holdings, die
Konzernmutter der russischen Alfa-Bankengruppe, ist vom Kaufvertrag
zurückgetreten. Es gebe nun zwei Varianten, so Sevelda. Einen
Verkauf, wobei es Verhandlungen mit Interessenten gebe, die bereits
beim ersten Mal interessiert gewesen seien. Die zweite Variante sei
eine Schließung mit einer Übertragung der Assets und Liabilities an
andere Konzerneinheiten.
In Segment Südosteuropa ging der Gewinn nach Steuern auf 227
(296) Mio. Euro zurück. In Kroatien belastete das Gesetz zur
Zwangskonvertierung von Fremdwährungskrediten. Für 2015 wird ein
Verlust nach Steuern von 11 Mio. Euro ausgewiesen, nach einem Gewinn
von 61 Mio. Euro im Jahr davor. Die kroatische
Fremdwährungsproblematik kostete die RBI 86 Mio. Euro.
In Asien wurden die RWA auf 1,3 Mrd. Euro zurückgefahren, nach
2,5 Mrd. Euro Ende 2014. Nach Steuern wurde laut Geschäftsbericht
ein Verlust von 276 Mio. Euro ausgewiesen.
Für das vierte Quartal weist die RBI einen Konzernverlust von 83
Mio. Euro aus, nach einem Gewinn von 186 Mio. Euro im dritten
Quartal. Die Nettodotierungen für Kreditrisikovorsorgen stiegen
gegenüber dem dritten Quartal um 278 Mio. Euro auf 469 Mio. Euro,
heißt es im Geschäftsbericht. "Zurückzuführen war dies auf die
Entwicklung im Firmenkundengeschäft vor allem in Asien" (Anstieg der
Dotierungen um 174 Mio. Euro) und in der Konzernzentrale (Anstieg um
35 Mio. Euro). Die NPL-Ratio sank um 0,3 Prozentpunkte auf 11,9
Prozent.