Sachwerte rücken wieder in den Fokus der Anleger. Offene
Immobilien-Fonds sollen jedoch nach den Plänen von Finanzminister Schäuble beschränkt werden. Er plant
eine Mindesthaltefrist. Immobilien-Zertifikate bleiben dagegen flexibel - und werden so im Vergleich
attraktiver.
DÜSSELDORF. Die Aktienkurse stehen nach einer Berg- und Talfahrt zum großen Teil
da, wo sie Anfang des Jahres gestartet waren, und ob angesichts der zunehmenden Schuldenlast der
Staatshaushalte die Rally bei Staatsanleihen weitergeht, mag niemand zu sagen. So rücken Sachwerte wieder
mehr in den Fokus des Anlegerinteresses.
„Vor allem Immobilien bieten sich als Instrument zur
Diversifikation des Portfolios und als Schutz gegen drohende Inflation an“, sagt Jürgen Koch von RBS.
Anleger, die in diese Anlageklasse investieren wollen, sollten allerdings überlegen, welche Regionen und
Produkte sie wählen. Denn der Immobilienmarkt hat seine besonderen Regeln. Koch: „Auch die Politik spielt
hier eine Rolle. In den meisten Ländern wird der Immobilienmarkt staatlich gestützt. In Europa, den USA
und Asien haben wir beispielsweise derzeit die besondere Situation, dass Banken keine Liquiditätssorgen
haben und deshalb Immobilien aus ihrem Bestand nicht mehr sofort verkaufen müssen. Das stützt die
Preise.“
Dass auch Preisübertreibungen möglich sind, zeigten die vergangenen Jahren. Es ist
noch keine zwei Jahre her, da platzte die Immobilien-Spekulationsblase in den USA, es folgten Spanien und
Großbritannien. Private und institutionelle Anleger zogen in Panik ihr Geld ab. Besonders hart traf das
Immobilienfonds, die aufgrund der hohen Kapitalabflüsse schnell in Liquiditätsengpässe gerieten. Im
Oktober 2008 mussten etliche Gesellschaften ihre Fonds dichtmachen. Anleger bekamen kein Geld mehr
ausgezahlt.
Zeitweise war mehr als ein Drittel der insgesamt in offenen Immobilienfonds
investierten Summe von 87 Mrd. eingefroren. Auch heute noch sind etliche Fonds geschlossen. Um solch ein
Szenario künftig zu verhindern, will Finanzminister Schäuble den Verkauf von Fondsanteilen beschränken.
„Künftig soll für alle Anleger eine zweijährige Mindesthaltefrist gelten, ergänzt durch
Kündigungsfristen, die nach Wahl der Kapitalanlagegesellschaft zwischen sechs und 24 Monaten angesetzt
werden können“, heißt es im jüngst vorgestellten Entwurf des Bundesfinanzministeriums.
Sollte
sich Schäuble mit seinen Ideen durchsetzen, würden Fondsanteile künftig nicht mehr täglich handelbar
sein. Offene Immobilienfonds in ihrer jetzigen Form gäbe es nicht mehr. Diese Ankündigungen hat die
Branche entsprechend skeptisch aufgenommen, Investoren sind verunsichert.
Zertifikate statt
Fonds
Auch Immobilien-Zertifikate machten zuletzt Probleme – allerdings nur aus Sicht der
Emittenten: Das Absatzpotenzial der Papiere gilt als gering. In vielen Immobilienzertifikaten befindet
sich kaum Anlegerkapital, klagen Insider. Die Deutsche Bank-Tochter DWS Go hat deshalb bereits zehn ihrer
ursprünglich zwölf Immobilien-Zertifikate vom Markt zurückgenommen und die Anleger ausgezahlt. Schade
eigentlich, denn als Alternative zu Immobilien-Fonds werden Immobilien-Zertifikate für private Anleger
nun wieder attraktiver. Die Papiere sind und bleiben auf täglicher Basis handelbar, und die Emittenten
nehmen verkaufte Stücke jederzeit zurück. Eine Schließung wegen Liquiditätsmangel ist ausgeschlossen,
denn Immobilien-Zertifikate funktionieren ganz anders als Immobilienfonds: Den Immobilien-Zertifikaten
liegt in der Regel ein Immobilien-Index oder ein Future auf einen Immobilien-Index (z.B. beim S&P
Case-Shiller Composite Home Price- Zertifikat von UniCredit, WKN: HV5561) zugrunde, dessen
Wertentwicklung das Zertifikat nachvollzieht. Anleger investieren nicht direkt in ein Portfolio aus
Immobilien, sondern in ein Zertifikat, also eine Schuldverschreibung.
Das hat gegenüber
Immobilienfonds Nachteile und Vorteile. Nachteil: Es gibt bei Zertifikaten grundsätzlich ein
Emittenten-Risiko, das unabhängig davon besteht, wie der jeweilige Basiswert sich entwickelt. Wird der
Emittent zahlungsunfähig, ist das Geld weg. Anleger, die mit diesem Risiko gut leben können, bieten
Immobilien-Zertifikate jedoch einige Vorteilen: Immobilien-Indizes sorgen bei den Zertifikaten für eine
breite Risikostreuung, sie können im Gegensatz zu Direktinvestments nicht einstürzen, leer stehen oder
pleitegehen. Zudem sind die Managementgebühren und Vertriebskosten bei Zertifikaten geringer – meistens
jedenfalls. Insbesondere solche Zertifikate haben sich in letzter Zeit gut entwickelt, die die
Wertentwicklung sogenannter Reits-Indizes wiedergeben. Die meisten dieser Zertifikate beziehen sich auf
einen der GPR-Indizes. GPR ist die Abkürzung für Global Property Research, einem der renommiertesten und
bekanntesten Anbieter von Immobilienindizes und Tochtergesellschaft der holländischen Fondsgesellschaft
Kempen & Co, die auf Immobilien spezialisiert ist.
Reit steht für Real Estate Investment
Trust. Reits sind börsennotierte Immobiliengesellschaften, die überwiegend Immobilien- und
Grundstücksgesellschaften kaufen und managen. Diese wiederum erwirtschaften einen hohen Teil ihrer
Bruttoerträge aus Vermietung, Verpachtung oder Veräußerung von Immobilien. Reits sind von jeder Art von
Ertragssteuer befreit. Dafür werden mindestens 90 Prozent des Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet.
Die erwirtschafteten Renditen konnten sich in der Vergangenheit sehen lassen, sie liegen in der
Regel höher als bei klassischen Immobilienfonds. Beispiel: Das World Reit (ex USA) Index-Zertifikat von
UBS (WKN: UB1CT2). Der UBS Top 50 Index gibt die Entwicklung der 50 Reits mit der größten
Marktkapitalisierung im GPR 250 Global Index wieder. US-Immobilienwerte bleiben ausgespart. Das hat sich
im Index und auch beim Zertifikat positiv bemerkbar gemacht.
In den vergangenen zwölf Monaten
hat das Zertifikat mehr als 60 Prozent an Wert zugelegt, ebenso wie das auf asiatische Immobilien
ausgerichtete GPR AsiaPacific Top Property TR Index Open End Zertifikat von RBS (WKN: ABN2DN). Der
Basiswert setzt sich hier aus den nach Marktkapitalisierung 20 größten Immobilien-Unternehmen ausdem
asiatisch-pazifischen Raum zusammen. Auch das GPR Asia Top 20 Reit Zertifikat von UniCredit (WKN: HV16G6)
hat sich in den vergangenen zwölf Monaten gut entwickelt. Mit dem noch unter dem Emittenten-Namen
HypoVereinsbankAG aufgelegten Zertifikat profitieren Anleger ebenfalls von der Entwicklung 20 großer
Reits in Asien. Die Reits werden nach festen Kriterien aus dem zu Grunde liegenden Basisindex, dem GPR
General Asia Index, ausgewählt, nach Marktkapitalisierung gleich gewichtet, halbjährlich im März und
September überprüft und gegebenenfalls angepasst.
Welche Chancen europäische Immobilienmärkte
noch bieten, ist am UBS Europa Reit (ex UK) von der UBS zu besichtigen (WKN: UB1CT1). Ebenso wie beim
Welt-Immobilien-Zertifikat der UBS profitiert dieses Zertifikat davon einen Immobilien-Krisenraum
auszusparen, in diesem Fall Großbritannien. Das Zertifikat überzeugte zuletzt mit einer Performance von
rund 76 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten. Das sind rund 20 Prozentpunkte mehr als beim
Index-Zertifikat von der Société Générale auf den DJ Stoxx 600 Real Estate Total Return Index (WKN:
SG02NT).
Dieses Zertifikat investiert in eine Auswahl von 23 Immobilienunternehmen, die zu den
600 größten Unternehmen in Europa gehören. Die beiden größten Werte in dem Index sind zwei britische
Unternehmen: Land Securities und British Land Company machen rund 24 Prozent des Indexes aus. Das
Zertifikat ist währungsgesichert.
Weniger Volatilität
Besondere Beachtung verdient
ein Ende 2009 aufgelegtes Zertifikatl (WKN: VT0RLV). „Anleger, die die Chancen des Immobilienmarktes
nutzen wollen, sollten bedenken, dass es sich bei REITs in erster Linie in Bezug auf Rendite und Risiko
um aktienähnliche Investments handelt und erst an zweiter Stelle um klassische Immobilienwerte“, sagt
Heiko Geiger von Vontobel. „Die Volatilität von Reits ist entsprechend höher als bei einer direkten
Investition in Immobilien und auch als bei offenen Immobilienfonds.
Deshalb haben wir einen
Immobilien-Index entwickelt, dessen Volatilität möglichst niedrig sein soll.“ Bis jetzt geht diese
Strategie auf: Die Volatilität beim weltweit investierenden Reits Low Volatility Zertifikat ist
tatsächlich 15 Prozent niedriger als beim Vergleichsindex GPR 250. Performancespitzenreiter in der
Auswahl sind zwei japanische Unternehmen: Japan Real Estate Investment (+ 23 Prozent seit Emission) und
die Nippon Building Fund (+19 Prozent) haben trotz deutlich zurückgehender Mietpreise in Tokio deutlich
an Wert zugelegt. Das spricht für ein gut aufgestelltes Immobilienportfolio. Mit kritischem
Blick
Fazit: Es gibt derzeit einige Argumente für Immobilien-Zertifikate. Die Entwicklung in
den vergangenen zwölf Monaten macht Mut. Allerdings ist ein kritischer Blick in die
Zertifikate-Broschüren wichtig. Investoren sollten nur Papiere kaufen, deren Konstruktion und
Basiswert-Zusammensetzung sie verstehen und bewerten können. Reits beispielsweise bieten hohe
Renditechancen, sind aber auch deutlich volatiler als Baufirmenoder gar Immobilienfonds. Wie sich
volatilitätsreduzierte Zertifikate wie das Low-Volatility-Zertifikat von Vontobel entwickeln, muss sich
in der Zukunft noch zeigen. Anleger sollten auch die Kosten im Blick behalten: Bei Immobilien- und
Reit-Index-Zertifikaten sind die Managementkosten unterschiedlich hoch. Jedes Prozent Kosten will erst
einmal verdient sein.
In den meisten Städten sinken die Büromieten weiter - darum halten sich die Investoren mit dem Kauf von
Gewerbeimmobilien zurück. Im Trotzdem gab es im vergangenen Jahr nur wenige Schnäppchen. Auf der
Branchenmesse Mipim zweifeln viele, dass sich das rasch ändern wird. CANNES. Die Selbstsicherheit
der Branche ist dahin: Auf ihrem diesjährigen Frühjahrstreff, der Gewerbeimmobilienmesse Mipim in Cannes,
suchen die versammelten Immobilienprofis vor allem eines: Orientierung. „Die Unsicherheit ist nach wie
vor sehr hoch“, sagt Stefan Brendgen, Geschäftsführer der Allianz Real Estate Deutschland. „Wir sehen
zwar erste Transaktionen, aber die Meinungen über die erzielten Preise und die Einschätzung der Märkte
gehen noch weit auseinander.“ Das erklärt auch, warum die Immobilientochter des größten deutschen
Versicherers erst so wenige von den im vergangenen Jahr angekündigten Investitionen realisiert hat. Bis
Ende 2013, so der Plan, sollen weltweit zehn Mrd. Euro angelegt sein, tatsächlich gekauft wurden 2009
Objekte für gerade einmal 500 Mio. Euro. „Wir wollen das Richtige zum richtigen Zeitpunkt kaufen“,
erklärt Brendgen die Zurückhaltung im vergangenen Jahr. In Deutschland und Osteuropa – den Märkten, für
die er verantwortlich zeichnet – waren dies drei Objekte für knapp 230 Mio. Euro: ein 100 Mio. Euro
schweres Shoppingcenter in Budapest, ein Büroensemble in München, das man zum gleichen Preis vom
Energieversorger Eon erwarb, und ein Nahversorgungszentrum in Berlin. Anderen Institutionellen geht
es ähnlich: „Wir haben im vergangenen Jahr mit Käufen noch abgewartet“, sagt Barbara Deisenrieder,
Geschäftsführerin von Generali Deutschland Immobilien und nennt zwei Gründe. Erstens seien Notverkäufe –
und damit die Gelegenheit, ein Schnäppchen zu machen – weitgehend ausgeblieben. Denn „die Banken halten
nach wie vor still“, so Deisenrieder. Gleichzeitig sei die Scheu vor immobilienspezifischen Risiken bei
institutionellen Anlegern noch gewachsen. Kaufobjekte, die dem gewünschten Rendite-Risiko-Profil
entsprächen, seien rar gesät, der Wettbewerb um das geringe Angebot hoch. „Alle wollen eben die
eierlegende Wollmilchsau“, sagt Piotr Bienkowski, Deutschland-Geschäftsführer des internationalen
Immobilienberaters BNP Paribas Real Estate. Gefragt seien Objekte in bester Lage, vollständig und auf
zehn Jahre an Unternehmen bester Bonität vermietet und mit einer Miete, die jährlich im Gleichschritt mit
der Inflation steigt. „Erstens aber fehlt aufgrund der schwierigen Finanzierung der nötige Nachschub an
Neubauten; zweitens gehen Mieter in der heutigen wirtschaftlichen Lage nur noch ungern Verpflichtungen
über zehn Jahre ein“, sagt Bienkowski. Man werde daher an irgendeiner Stelle Kompromisse machen müssen,
sagt er, am ehesten wohl bei den Mietvertragslaufzeiten: „Der Markt durchläuft gerade einen
Lernprozess.“ Standortbestimmung ist angesagt auf der diesjährigen Mipim. Anders als im vergangenen
Jahr ist dabei das Problem mangelnder Immobilienfinanzierungen in den Hintergrund gerückt, wie eine
Investorenumfrage zeigt, die das Beratungshaus CB Richard Ellis (CBRE) in Cannes präsentierte. Für die
überwiegende Mehrheit ist die Vorstellung einer zweiten Rezessionswelle derzeit viel erschreckender, als
dass Banken weiterhin bei der Kreditvergabe knausern (siehe Grafik). „Vor zwölf Monaten wäre die Antwort
noch ganz anders ausgefallen, damals galt die Hauptsorge der Finanzierungsseite“, sagt
CBRE-Researchleiter Nick Axford. Dass Fremdkapital nach wie vor nur eingeschränkt zur Verfügung stehen
wird, gehöre eben bereits zur „neuen Normalität“ in der europäischen Immobilienwelt, sagt Christian
Ulbrich, Europa-Chef des US-Beratungshauses Jones Lang Lasalle (JLL). „Die Aufmerksamkeit der
Branche richtet sich heute sehr stark auf die Frage, wann sich die EU-Volkswirtschaften wirtschaftlich
erholen“, sagt CBRE-Mann Axford. Schnell werde es nicht gehen, sagt er, und es werde ein „ziemlich
holpriger und steiniger Weg“ sein. „Die Arbeitslosigkeit kann noch bis zu zwei Jahre nach dem Ende einer
Rezession ansteigen“, sagt Axford – und das wirke sich negativ auf die Nachfrage nach Büroflächen aus. Auch in diesem Jahr werden daher nur in wenigen europäischen Städten die Büromieten wieder steigen,
sind sich die großen Beratungshäuser einig. Am wahrscheinlichsten sei dies in London, Moskau und
Warschau, heißt es bei JLL. Die weitaus meisten Städte allerdings haben den Abschwung der Mieten bei
weitem noch nicht hinter sich. Keine wirklich guten Nachrichten also für Investoren. Dennoch gehen
Marktbeobachter davon aus, dass 2010 ein besseres Investmentjahr in Europa wird als das schwache Vorjahr.
Für Deutschland, so die Prognosen, soll das Investmentvolumen von zehn Mrd. Euro auf bis zu 15 Mrd. Euro
klettern – ein echter Sprung, der das Selbstbewusstsein der Branche ziemlich sicher wieder stärken
dürfte. Handelsblatt, 20.03.2010 10:00 Uhr
In den meisten Städten sinken die Büromieten weiter
- darum halten sich die Investoren mit dem Kauf von Gewerbeimmobilien zurück. Im Trotzdem gab es im
vergangenen Jahr nur wenige Schnäppchen. Auf der Branchenmesse Mipim zweifeln viele, dass sich das rasch
ändern wird.
CANNES. Die Selbstsicherheit der Branche ist dahin: Auf ihrem diesjährigen
Frühjahrstreff, der Gewerbeimmobilienmesse Mipim in Cannes, suchen die versammelten Immobilienprofis vor
allem eines: Orientierung. „Die Unsicherheit ist nach wie vor sehr hoch“, sagt Stefan Brendgen,
Geschäftsführer der Allianz Real Estate Deutschland. „Wir sehen zwar erste Transaktionen, aber die
Meinungen über die erzielten Preise und die Einschätzung der Märkte gehen noch weit auseinander.“
Das erklärt auch, warum die Immobilientochter des größten deutschen Versicherers erst so wenige
von den im vergangenen Jahr angekündigten Investitionen realisiert hat. Bis Ende 2013, so der Plan,
sollen weltweit zehn Mrd. Euro angelegt sein, tatsächlich gekauft wurden 2009 Objekte für gerade einmal
500 Mio. Euro.
„Wir wollen das Richtige zum richtigen Zeitpunkt kaufen“, erklärt Brendgen die
Zurückhaltung im vergangenen Jahr. In Deutschland und Osteuropa – den Märkten, für die er verantwortlich
zeichnet – waren dies drei Objekte für knapp 230 Mio. Euro: ein 100 Mio. Euro schweres Shoppingcenter in
Budapest, ein Büroensemble in München, das man zum gleichen Preis vom Energieversorger Eon erwarb, und
ein Nahversorgungszentrum in Berlin.
Anderen Institutionellen geht es ähnlich: „Wir haben im
vergangenen Jahr mit Käufen noch abgewartet“, sagt Barbara Deisenrieder, Geschäftsführerin von Generali
Deutschland Immobilien und nennt zwei Gründe. Erstens seien Notverkäufe – und damit die Gelegenheit, ein
Schnäppchen zu machen – weitgehend ausgeblieben. Denn „die Banken halten nach wie vor still“, so
Deisenrieder. Gleichzeitig sei die Scheu vor immobilienspezifischen Risiken bei institutionellen Anlegern
noch gewachsen. Kaufobjekte, die dem gewünschten Rendite-Risiko-Profil entsprächen, seien rar gesät, der
Wettbewerb um das geringe Angebot hoch.
„Alle wollen eben die eierlegende Wollmilchsau“, sagt
Piotr Bienkowski, Deutschland-Geschäftsführer des internationalen Immobilienberaters BNP Paribas Real
Estate. Gefragt seien Objekte in bester Lage, vollständig und auf zehn Jahre an Unternehmen bester
Bonität vermietet und mit einer Miete, die jährlich im Gleichschritt mit der Inflation steigt. „Erstens
aber fehlt aufgrund der schwierigen Finanzierung der nötige Nachschub an Neubauten; zweitens gehen Mieter
in der heutigen wirtschaftlichen Lage nur noch ungern Verpflichtungen über zehn Jahre ein“, sagt
Bienkowski. Man werde daher an irgendeiner Stelle Kompromisse machen müssen, sagt er, am ehesten wohl bei
den Mietvertragslaufzeiten: „Der Markt durchläuft gerade einen Lernprozess.“
Standortbestimmung ist angesagt auf der diesjährigen Mipim. Anders als im vergangenen Jahr ist dabei
das Problem mangelnder Immobilienfinanzierungen in den Hintergrund gerückt, wie eine Investorenumfrage
zeigt, die das Beratungshaus CB Richard Ellis (CBRE) in Cannes präsentierte. Für die überwiegende
Mehrheit ist die Vorstellung einer zweiten Rezessionswelle derzeit viel erschreckender, als dass Banken
weiterhin bei der Kreditvergabe knausern (siehe Grafik). „Vor zwölf Monaten wäre die Antwort noch ganz
anders ausgefallen, damals galt die Hauptsorge der Finanzierungsseite“, sagt CBRE-Researchleiter Nick
Axford. Dass Fremdkapital nach wie vor nur eingeschränkt zur Verfügung stehen wird, gehöre eben bereits
zur „neuen Normalität“ in der europäischen Immobilienwelt, sagt Christian Ulbrich, Europa-Chef des
US-Beratungshauses Jones Lang Lasalle (JLL).
„Die Aufmerksamkeit der Branche richtet sich
heute sehr stark auf die Frage, wann sich die EU-Volkswirtschaften wirtschaftlich erholen“, sagt
CBRE-Mann Axford. Schnell werde es nicht gehen, sagt er, und es werde ein „ziemlich holpriger und
steiniger Weg“ sein. „Die Arbeitslosigkeit kann noch bis zu zwei Jahre nach dem Ende einer Rezession
ansteigen“, sagt Axford – und das wirke sich negativ auf die Nachfrage nach Büroflächen aus.
Auch in diesem Jahr werden daher nur in wenigen europäischen Städten die Büromieten wieder steigen,
sind sich die großen Beratungshäuser einig. Am wahrscheinlichsten sei dies in London, Moskau und
Warschau, heißt es bei JLL. Die weitaus meisten Städte allerdings haben den Abschwung der Mieten bei
weitem noch nicht hinter sich.
Keine wirklich guten Nachrichten also für Investoren. Dennoch
gehen Marktbeobachter davon aus, dass 2010 ein besseres Investmentjahr in Europa wird als das schwache
Vorjahr. Für Deutschland, so die Prognosen, soll das Investmentvolumen von zehn Mrd. Euro auf bis zu 15
Mrd. Euro klettern – ein echter Sprung, der das Selbstbewusstsein der Branche ziemlich sicher wieder
stärken dürfte.